Glasionomerzement in der modernen Zahnmedizin

Glasionomerzement in der modernen Zahnmedizin

16.11.2023

Glasionomerzemente in der modernen Zahnmedizin

Glasionomerzemente sind vielseitig einsetzbar und werden in der modernen Zahnmedizin längst nicht mehr nur als Füllungsmaterial, sondern auch zur Befestigung von Kronen und Brücken verwendet. Das Besondere: Im Gegensatz zu anderen Füllungsmaterialien gibt der Zement Fluorid ab und kann so zur Vorbeugung von Sekundärkaries beitragen. Dieser Blogbeitrag zeigt, welche Vorteile der Zahnzement bietet und wie Du ihn in der Praxis richtig einsetzt.

Wie setzen sich Zahnzemente zusammen?

Zahnzement besteht aus mehreren Komponenten. Der wichtigste Bestandteil ist Polyacrylsäure – eine organische Verbindung der Acrylsäure. Alternativ werden auch Polymere der Acrylsäure verwendet, besser bekannt als Copolymerisate. Hinzu kommen Calcium-Aluminium-Silikat-Glas und destilliertes Wasser, ergänzt durch Maleinsäure oder Itakonsäure. Die Säuren haben die Aufgabe, die Mineralien aus dem Silikatglas herauszulösen, wobei Calcium schneller mit der Säure reagiert als Aluminium. Durch die Verbindung von Calcium und Säure entsteht nach relativ kurzer Zeit von etwa 2 bis 15 Minuten ein Calcium-Polycarboxylatgel, wobei die Abbindezeit je nach Zement unterschiedlich ausfallen kann.

Das Aluminium braucht grundsätzlich etwas länger, um mit der Säure zu reagieren. Durch die langsame Aushärtung lässt sich der Zahnzement (ähnlich wie Amalgam) gut verarbeiten, bevor er sich durch eine natürliche Säure-Basen-Reaktion mit der Zahnhartsubstanz verbindet. Durch die unterschiedlichen Abbindezeiten kannst Du das Material problemlos an die jeweiligen Behandlungen und Bedürfnisse anpassen – ganz gleich, ob Du es für eine Füllung oder als Befestigungsmaterial für Kronen oder Brücken brauchst.

Wo wird Glasionomerzement überall eingesetzt?

Glasionomer-Zemente bieten vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Zahnmedizin. In erster Linie wird das Material zur Befestigung von Kronen und Brücken verwendet, aber auch als Füllung, Unterfüllung und Wurzelfüllung. Glasionomer-Zement ist eine hervorragende Alternative zu Kompositen und Amalgam – vor allem als Füllungsmaterial für die Kavitäten 1, 2 und 4, aber auch als provisorische Füllung oder Fissurenversiegelung. Besonders hervorzuheben ist die gute Verträglichkeit. Nicht ohne Grund wird das Material sehr gerne bei Kindern und Schwangeren eingesetzt.

Welche Vorteile hat Zahnzement?

Im Gegensatz zu Kompositen hat das Material den großen Vorteil, dass es selbstständig an der Zahnsubstanz haftet, nach der Verarbeitung schnell aushärtet und sich so mit dem
Dentin und Zahnschmelz verbindet. Die einfache Handhabung ist für den Zahnarzt sehr wichtig. Besonders hervorzuheben sind die Unempfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und die unterschiedlichen Abbindezeiten, die es Dir ermöglichen, die Zahnzemente für viele Behandlungen einzusetzen. Manche Zemente härten schneller aus als andere. Diese Eigenschaft solltest Du beim Kauf eines Produktes unbedingt berücksichtigen, damit Du die Verarbeitung an die Behandlung anpassen kannst.

Ein weiterer Vorteil ist die geringe Schrumpfung, die bei Kompositen nicht gegeben ist. Dies wiederum trägt zur Kariesprophylaxe bei, die durch die Fluoridfreisetzung unterstützt wird. Außerdem wird Glasionomer-Zement von Patienten, die auf bestimmte Komposite allergisch reagieren können, gut vertragen (Biokompatibilität). Nicht zu vergessen die Ästhetik, denn das helle Material ist optisch ansprechender als Amalgam.

Gleichzeitig ist der Zement relativ günstig in der Anschaffung und zudem einfach zu verarbeiten, was im Gegensatz zu Kompositen ein großer Vorteil ist. Nicht umsonst wird das Material vor allem in Entwicklungsländern zur schnellen Versorgung kariöser Zähne eingesetzt. Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geförderte Projekt heißt ART – die Abkürzung steht für „Atraumatic Restoration Treatment“, was übersetzt „Füllungstherapie ohne Bohren“ bedeutet. Dabei wird die Karies nur mit Handinstrumenten entfernt, bevor der Zahnzement eingebracht wird. Die Behandlung kann schnell und weitgehend schmerzfrei erfolgen.

Welche Nachteile hat Glasionomerzement?

Aufgrund ihrer geringen Bruch- und Biegefestigkeit eignen sich einige Zemente nur bedingt für dauerhafte Füllungen, da das Material anfällig für Füllungsrisse ist, was wiederum zur Bildung von Sekundärkaries beitragen kann. Aufgrund der Größe der enthaltenen Silikatpartikel sind sie überdies schlechter polierbar. Glücklicherweise weisen einige Zemente eine bessere Bruchfestigkeit auf, weshalb sie selbst im Seitenzahnbereich eine gute Alternative zu Kompositen sein können.

Da sie feuchtigkeitsempfindlich sind, sollte der zu behandelnde Bereich möglichst trocken sein. Moderne Zemente können heute auch in feuchtem Milieu eingesetzt werden, insbesondere in Kombination mit Kompositen. Im Vergleich zu Amalgam hat Zement eine durchschnittliche Haltbarkeit von etwa zwei Jahren, jedoch ist die Forschung bezüglich der Haltbarkeit von Zementen noch nicht abgeschlossen.

Wie lässt sich Glasionomerzement praktisch anwenden?

In der praktischen Anwendung spielt der Zement vor allem in der Füllungstherapie seine Vorteile aus. Im Vergleich zu Kompositen ist die Verarbeitung einfacher, da der Zement ohne zusätzliche Adhäsivtechniken auskommt. In der modernen Zahnmedizin ist er daher nicht mehr wegzudenken und wird nicht nur für Füllungen, sondern auch für die Befestigung von Kronen und Brücken verwendet. Sogar Inlays und Onlays können mit Zahnzement befestigt werden.

Die Produkte bestehen aus zwei Komponenten: einem Glasionomerzementpulver und einer Polyacrylsäurelösung. Die Anwendung ist sehr einfach und ähnelt der von Amalgamfüllungen. Nach der Präparation werden die beiden Komponenten miteinander vermischt und in die vorbereitete Kavität, Krone oder Brücke eingebracht. Die Abbindezeit beträgt nur wenige Minuten, sodass der Zahn oder Zahnersatz sofort belastet werden kann.

Glasionomerzement im Vergleich zu Kompositen und Amalgam

Aufgrund seiner Eigenschaften ist Zement eine hervorragende Alternative zu Amalgam und Kunststoff. Im Vergleich zu Kompositen härtet er durch eine chemische Reaktion von selbst aus, was eine enorme Zeitersparnis bedeutet. Während Komposite im Laufe der Zeit schrumpfen können, weisen Zemente ein geringes Schrumpfungsverhalten auf und haften deutlich besser an der Zahnhartsubstanz. Zudem setzt das Material kontinuierlich Fluorid frei, was auch für die Kariesprophylaxe von großem Vorteil ist. Dem steht eine geringe Bruch- und Biegefestigkeit gegenüber, die jedoch durch die richtige Auswahl des Zements für den Front- und Seitenzahnbereich ausgeglichen werden kann.

Zement wird hinsichtlich seiner Eigenschaften gerne mit Amalgam verglichen. Nicht ohne Grund. Beide Materialien härten von selbst aus und lassen sich gut verarbeiten. Im Gegensatz zu Amalgam ist Zement jedoch aufgrund seiner hellen Farbe wesentlich ästhetischer und daher auch für den sichtbaren Bereich geeignet. Wegen möglicher gesundheitlicher Risiken sollte Amalgam nur noch in Ausnahmefällen verwendet werden, jedoch nicht in der Schwangerschaft. Glasionomer-Zemente hingegen gelten als unbedenklich und können sowohl in der Schwangerschaft als auch bei Kindern eingesetzt werden. Das Material ist gut verträglich und daher auch für Menschen geeignet, die empfindlich auf Kunststoffe reagieren.

Forschungen und Entwicklungen im Bereich des Glasionomer-Zements

Glücklicherweise steht die Forschung an diesem Material nicht still, sodass der Zement in Zukunft vielleicht noch weitere positive Eigenschaften aufweisen kann – vor allem in Bezug auf die Haltbarkeit. So gibt es bereits Zemente, die mit einer längeren Haltbarkeit punkten können und sich somit auch als permanente Füllung eignen. Als Ergänzung zu den gängigen Zementen sind bereits lichthärtende Glasionomer-Zemente auf Kunststoffbasis auf dem Markt, die die Vorteile von Kompositen und Zementen vereinen.

Sie zeichnen sich durch eine hohe Ästhetik und Stabilität sowie durch ein geringes Schrumpfungs-, Bruch- und Abrasionsverhalten aus – ganz ohne Bonding und mit hoher Biegefestigkeit. Darüber hinaus wird derzeit vermutet, dass das Material möglicherweise auch eine bakterizide Wirkung haben kann. Dieser Vorteil könnte sich positiv auf die Anwendung von Wurzelfüllungen auswirken.

Fazit: Glasionomer-Zemente als Alternative zu Amalgam und Kunststoff

Glasionomer-Zemente haben sich als Alternative zu Amalgam und Kunststoff längst durchgesetzt. Hervorzuheben sind die schnelle Verarbeitung, das geringe Schrumpfungsverhalten und die gute Verträglichkeit. Der Zement kommt ohne Bonding aus und kann durch die Abgabe von Fluorid auch in der Kariesprophylaxe punkten. Durch die unterschiedlichen Abbindezeiten kann er nicht nur für Füllungen, Unterfüllungen und Wurzelfüllungen verwendet werden, sondern eignet sich auch zur Befestigung von Kronen und Brücken sowie zur Fissurenversiegelung.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Glasionomerzement
https://www.omnident.de/katalog/praxis/fuellungen/glasionomere-fuer-fuellungen/#info
https://www.minilu.de/shop/de/shop/Verbrauchsmaterial/Praxisbedarf/Fuellungen/Glasionomere/
https://dentalmagazin.de/praxiszahnmedizin/beitraege/fuellungsalternativen-glasionomere-im-fokus/
https://www.zm-online.de/news/detail/wie-fuellungen-aus-glasionomerzement-haltbarer-werden
https://www.zm-online.de/artikel/2016/tablette-oder-zahnpasta/glasionomere-holen-auf
https://www.zwp-online.info/zwpnews/dental-news/branchenmeldungen/glasionomerzemente-mit-maximaler-haftung-und-asthetik

#Autor

Daniel Felsing

Seit dem Jahr 2005 ist DANIEL FELSING fester Bestandteil der Dentalbranche.

Als stolzer Gründer der PIXEL.dental hat er es sich zur Aufgabe gemacht, Zahnarztpraxen die Recherche nach Dentalbedarf zu Spitzenkonditionen abzunehmen. Interessiert am WHY der PIXEL.dental?

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